Hochwasservorsorge in Kohlfurth weiterentwickeln

Wupperverband und Stadt Wuppertal informierten Anlieger

Logo Zukunftsprogramm Hochwasserschutz

Pressemitteilung vom 13.06.2024

Um die weitere Verbesserung der Hochwasservorsorge in der Ortslage Kohlfurth ging es bei einem Informationstermin für Anliegerinnen und Anlieger am 12. Juni. Der Wupperverband hatte in Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal in die Kläranlage Kohlfurth eingeladen und informierte über umgesetzte Maßnahmen und über geplante Projekte.

Die Stadt ist unter anderem für die Aufgabenbereiche Katastrophenschutz, Warnung der Bevölkerung, Stadtplanung zuständig. Der Wupperverband hingegen betreibt die Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken, erfasst Niederschlags- und Pegeldaten, pflegt die Wupper und ihre Nebenbäche im gesamten Wuppergebiet, sorgt in den Flüssen für freien Abfluss und vieles mehr.
Darüber hinaus unterstützt er seine Mitglieder, wie die Stadt Wuppertal, bei Hochwasserschutzmaßnahmen.
Daher arbeiten Kommune und Verband beim Thema Hochwasservorsorge Hand in Hand und haben bereits vor einigen Jahren das Hochwasserschutz-Prioritätenkonzept für Wuppertal gemeinsam mit den Wuppertaler Stadtwerken erstellt.

Im Rahmen seines Zukunftsprogramms Hochwasserschutz hat der Wupperverband schon eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, von denen auch die Ortslage Kohlfurth profitiert:

Die beim Extremhochwasser 2021 betroffenen Hotspots wurden analysiert, für jede Kommune Hochwassermeldepässe als Hilfestellung für den Katastrophenschutz erstellt, die Talsperrensteuerung im Sommer angepasst (Puffer für Sommerniederschläge wird an Talsperren im Oberlauf freigehalten), Meldegrenzen für Pegelstände und Talsperrenabgaben wurden festgelegt und werden jeweils automatisiert an die Beteiligten von Kommunen und Katastrophenschutz weitergegeben, ein „rotes Telefon zur Feuerwehr Wuppertal“ wurde eingerichtet. Im Bedarfsfall öffnet die Bereitschaft Hydrologie des Wupperverbandes den Videokanal. So können Katastrophenschutz und Wupperverband die aktuelle Lage besprechen. 
Gemeinsam mit den weiteren Projektpartnern, u.a. der Firma Berger, wird das Bergische Hochwasserschutzkonzept 4.0 erarbeitet, das zukünftig Pegelprognosen mittels Künstlicher Intelligenz ermöglicht.

Grüner Hochwasserschutz: Kurve im Fluss entschärfen

Darüber hinaus hat sich der Wupperverband bereits mit weiteren Optimierungen für die Ortslage Kohlfurth beschäftigt.

Als Projekt im Handlungsfeld "grüner Hochwasserschutz" wird der Verband einen ca. 150 Meter langen Wupperabschnitt renaturieren und dadurch Volumen im Fluss schaffen sowie einen 90-Grad-Knick des Flusslaufs entschärfen. Hierbei gehen also Gewässerentwicklung und Hochwasservorsorge Hand in Hand. Die Wupper wird im Bereich des bisherigen Knicks aufgeweitet. Sie erhält dadurch mehr Raum für eigendynamische Entwicklung. Gleichzeitig kann der Wasserspiegel gesenkt werden. Im Bereich der Bebauung Kohlfurth ergibt sich damit eine Absenkung in der Größenordnung um ca. 7 Zentimeter.
Die Planung ist bereits abgeschlossen. Die Planungsunterlagen wurden der Bezirksregierung Düsseldorf aktuell zur Genehmigung vorgelegt. Sobald die Genehmigung vorliegt, werden Fördermittel beim Land beantragt. Die Umsetzung des Projekts wird voraussichtlich 2025 erfolgen. Da die Wupper als Laichgewässer für Salmoniden (z. B. Lachse) ausgewiesen ist, können die Baggerarbeiten im Fluss voraussichtlich im Zeitraum Anfang Mai bis Ende September durchgeführt werden.
Mit diesem Projekt, das auch im Hochwasserprioritäten-Konzept verankert ist, knüpft der Wupperverband an die bereits umgesetzte kleine Renaturierung der Wupper im Abschnitt der Firma Berger in Kohlfurth an.

Als eine Idee zur weiteren Optimierung der Hochwasservorsorge war angedacht, das Grundstück der Ponywiese zu erwerben und dort ein Rückhaltevolumen zu schaffen.
Bei näherer Betrachtung haben sich dann allerdings mehrere Aspekte ergeben, die schließlich dazu führten, diese Idee nicht weiter zu verfolgen: Ein Rückhalt an dieser Stelle hätte nur eine geringe Wirksamkeit im Hochwasserfall gehabt.
Um hier ein adäquates Rückhaltevolumen zu schaffen, hätten 5.000 LKW-Ladungen Boden ausgehoben und abtransportiert werden müssen. Dies hätte enorme Kosten mit sich gebracht, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen.
Das hat auch das Land NRW festgestellt, Fördermittel des Landes würden für dieses Projekt aus den genannten Gründen nicht bereitgestellt.
Schlechte Zuwegung und komplizierte Beschaffung des erforderlichen Grundstücks (es sind mehrere Eigentümer beteiligt) sind weitere Hemmnisse.

Somit richtet sich der Fokus auf andere Handlungsoptionen, z. B. die Fortsetzung der Wupperrenaturierung und eine Hochwasserschutz-Machbarkeitsstudie für Kohlfurth.

Machbarkeitsstudie für Hochwasserschutz Kohlfurth

Die topographische Lage von Kohlfurth am Fuße eines steilen Hangs in einer Flussniederung, mit weiteren nahegelegenen Bächen sowie versiegelten Flächen bringt verschiedene Problemstellungen mit sich, von Flusshochwasser über Grundwasseranstieg, Hangwasser und Schichtenwasser bis hin zu Regenwasserabfluss von befestigten Flächen (urbane Sturzfluten), wie er kürzlich im Bereich des Café Hubraum bei Starkregen auftrat.
Insbesondere der Druck des Hangwassers ist im Einzugsgebiet Kohlfurth hoch: 1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in diesem Bereich bedeuten 564.000 Liter Hangwasser. Das entspricht rund 2.800 Badewannen voll Wasser. Dieses Wasser fließt vom Hang aus bergab in Richtung der Bebauung.
Um die verschiedenen Fragestellungen genauer zu analysieren, wird eine Machbarkeitsstudie bearbeitet. Der Wupperverband übernimmt die Projektleitung und initiiert diese Studie für die Stadt Wuppertal. Themen der Studie sind neben Fluss-, Hang- und Oberflächenwasser unter anderem auch der Einfluss der Brücke, Prüfung von Möglichkeiten durch Hochwasserschutzanlagen, z. B. Mauern, Grundstücksverfügbarkeit und vieles mehr. Die Bearbeitung der Studie beginnt nach Abstimmung der Finanzierung durch die Stadt Wuppertal.  

Eigenvorsorge stärken

Der bessere Schutz vor den Folgen von Starkregen und Hochwasser, Hangwasser und Grundwasser erfordert auch die Eigeninitiative der Bürgerinnen und Bürger. Daher appellieren Stadt und Wupperverband an alle Betroffenen, individuelle Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Tipps und Hilfestellung gibt es auf der Homepage des Wupperverbandes, der Stadt und insbesondere beim Hochwasserkompetenz-Centrum HKC: https://hkc-online.de/de

https://www.wupperverband.de/unsere-aufgaben/hochwassermanagement/ihre-moeglichkeiten

https://www.wuppertal.de/rathaus-buergerservice/umweltschutz/immission/eigenvorsorge-hochwasser.php

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