FAQ Hochwasser
Infos zu häufig gestellten Fragen zum Thema Hochwasser
Liebe Nutzerinnen und Nutzer,
wir haben hier einige Informationen zum Thema Hochwasser und Talsperren zusammengestellt. Sie sollen dabei helfen, die Abläufe bei Regen bzw. Hochwasser zu verstehen.
Bitte beachten Sie: tagesaktuelle Informationen zur Entwicklung von Niederschlägen, Pegelständen, Talsperren-Abgaben etc. finden Sie im Hochwasserportal:
https://hochwasserportal.wupperverband.de/
Dies kann unterschiedliche Ursachen haben, manchmal auch mehrere Ursachen gleichzeitig: Hochwasser, Grundwasser, Schichtenwasser (das ist auf einer nicht oder nur gering durchlässigen Bodenschicht aufgestautes Oberflächenwasser), Hangwasser, Wasser von befestigten Flächen, Wasser aus dem Kanal.
Wenn es intensiv und ergiebig regnet, steigen die Pegelstände von Flüssen und Bächen an. Wenn es so viel regnet, dass die Gewässer viel mehr Wasser führen als üblich oder sogar über die Ufer treten, spricht man von Hochwasser.
Um dieses Wasser kümmern sich verschiedene Akteure in ihrem jeweiligen Aufgaben- und Verantwortungsbereich. Dazu zählen die Kommunen, Wasserverbände wie der Wupperverband, das Land NRW, der Katastrophenschutz (Feuerwehren, THW) sowie laut Wasserhaushaltsgesetz auch jede Bürgerin und jeder Bürger.
Hochwasser lässt sich grundsätzlich nur zu einem gewissen Grad bzw. nie vollständig beherrschen. Wichtig ist, durch gezielte Vorsorge in allen Verantwortungsbereichen das Risiko für Schäden zu verringern.
Es wird auch künftig starke Regenereignisse geben, die zu Überschwemmungen führen werden. Umso wichtiger sind eine gute Kenntnis der Risiken und geeignete Vorsorgemaßnahmen.
Bei anhaltendem Regen steigt der Grundwasserspiegel vor allem in Bodensenken an. Durch einen hohen Grundwasserspiegel kann Wasser durch die Bodenplatte oder Kellerwände in Gebäude eindringen. Auch dann, wenn vielleicht ein nahegelegener Fluss gar nicht über die Ufer tritt, also gar kein Hochwasser vorliegt. Hier hilft nur privater Schutz in Form einer „weißen Wanne“ (= eine wasserundurchlässige Stahlbetonkonstruktion zur Abdichtung gegen Grundwasser oder Sickerwasser) oder durch Pumpen.
Ist der Boden durch Dauerregen mit Wasser gesättigt, kann in den Hanglagen des Bergischen Landes außerdem viel Wasser oberflächlich oder unterirdisch den Hang hinabfließen. Auch hier ist private Vorsorge gefragt, z.B. durch druckdichte Fenster im Keller, temporäre Schutzelemente an Kellertüren oder wieder durch Pumpen.
Erhöhter Grundwasserspiegel oder Hangwasser sind ein natürlicher Prozess bei Dauerregen und treten auch unabhängig von der Wasserführung eines nahegelegenen Flusses auf.
Auch von befestigten Flächen wie Dächern, Wegen und Straßen kann bei Regen viel Wasser abfließen. Denn durch die Versiegelung kann das Wasser dort nicht im Boden versickern.
Um dieses Wasser kümmern sich bis zu einem festgelegten Grenzwert die jeweiligen technischen Kanalbetriebe der Kommunen (Gullys, Starkregenvorsorge) oder im Außenbereich der Straßenbaulastträger (Straßen NRW, Autobahn GmbH, Kreis).
Liegt die Ursache in der Grundstücks- bzw. Gartengestaltung oder Architektur eines Gebäudes (z.B. Tiefgarage, Auffahrt mit starkem Gefälle zur Haustüre etc.), liegt die Verantwortung natürlich beim Eigentümer. Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten für private Schutzmaßnahmen.
Außerdem kann es einen Rückstau aus dem Kanal in ein Gebäude geben, wenn keine Rückstauklappe installiert ist oder diese nicht richtig funktioniert. Das liegt in der Verantwortung jedes Hauseigentümers. Beratung hierzu können z.B. Fachbetriebe leisten.
Alle Eigentümer sind verpflichtet, selbst Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Wie man sich und sein Grundstück bzw. seine Immobilie bestmöglich vor Hochwasser oder Starkregen schützt, finden Sie u.a. auf folgenden Seiten:
https://www.wupperverband.de/unsere-aufgaben/hochwassermanagement/ihre-moeglichkeiten
Im Falle eines Hochwassers sind die Anweisung des Katastrophenschutzes zu befolgen.
Einige grundsätzliche Tipps und Verhaltensweisen haben wir zusammengestellt:
Der Wupperverband stellt sowohl für Fachleute als auch für Bürgerinnen und Bürger Informationen zur Verfügung.
Hochwasserportal:
Hier finden Sie Pegelstände zu ausgewählten Pegeln sowie Informationen zu Talsperren und Wetterstationen. In der Situationsanalyse geben die Fachleute (Hydrologin/ Hydrologe) eine Einschätzung zur Entwicklung von Niederschlägen und Pegelständen. Das Ampelsystem grün / gelb / rot signalisiert auf einen Blick die aktuelle Lage.
https://hochwasserportal.wupperverband.de/
Im Rahmen des Forschungsprojektes Bergisches Hochwasserschutzsystem 4.0 wird eine KI (Künstliche Intelligenz) entwickelt und trainiert, um auf der Basis von umfangreichen Daten (z. B. Niederschläge, Bodenfeuchte, etc.) Hochwassergefahren vorherzusagen. Für dieses System werden u.a. auch digitale Sensoren genutzt.
Einen Prototyp mit den Daten erster Test-Sensoren finden Sie in Fluggs und Hochwasserportal:
Im Hochwasserportal ist für die Gewässerpegel in der Grafik jeweils eine Meldestufe in gelb (Stufe 1) und eine Meldestufe in rot (Stufe 2) aufgeführt.
Die Meldestufe 1 soll eine frühe Information ermöglichen. So können sich Einsatzkräfte, weitere Beteiligte sowie Bürgerinnen und Bürger auf einen möglichen weiteren Pegelanstieg vorbereiten. Diese Meldestufe ist bewusst niedrig angesetzt. Wird sie überschritten, ist Aufmerksamkeit erforderlich, es besteht aber noch keine Hochwassersituation.
Das Erreichen oder Überschreiten dieser ersten Stufe ist keine Besonderheit, dies kann bei kräftigem Regen häufiger erfolgen und ist gerade in der niederschlagsreichen Winterperiode oder auch bei einem kräftigen Regenguss nicht ungewöhnlich.
Erst die zweite Meldestufe rot kennzeichnet einen Pegelstand, der an diesem Pegel einen Hochwasseralarm / Hochwassereinsatz bedeutet.
Zur noch genaueren Lageeinschätzung optimiert der Wupperverband die Darstellung im Hochwasserportal. Als Pilotprojekt wird dies als erstes für Beyenburg und anschließend für weitere Hotspots umgesetzt.
Nutzerinnen und Nutzer können gerne über das Kontaktformular eine Rückmeldung geben und Anregungen an den Wupperverband weiterleiten.
Die Bevölkerung bei Hochwasser zu warnen, ist Aufgabe der Behörden und des Katastrophenschutzes in Kommunen und Landkreisen. Sie warnen z. B. über Warn-Apps, Sirenen, Medien und vieles mehr die Bevölkerung vor Gefahren – so auch vor Hochwasser.
Der Wupperverband ist ein Wasserverband und keine Organisation des Katastrophenschutzes. Daher ist er nicht befugt, die Bevölkerung zu warnen.
Allerdings meldet er als Fachinstitution und Talsperrenbetreiber Auffälligkeiten an die Verantwortlichen des örtlichen Katastrophenschutzes, z. B. steigende Pegelstände in Gewässern oder erhöhte Abgaben aus Talsperren. Er unterstützt mit seinen Fachkompetenzen und seiner Lageeinschätzung sowie mit automatisierten Meldungen (Pegelstände, Talsperrenabgaben) die Verantwortlichen in den Kommunen und Kreisen, z. B. Feuerwehren, Wasserbehörden, Ordnungsamt, Krisenstab.
Die Weitergabe der Informationen vom Wupperverband an die Verantwortlichen in den Kommunen und Kreisen (z. B. Feuerwehren, Wasserbehörden, Ordnungsamt, Krisenstab) erfolgt einerseits automatisch. Bei Erreichen von festgelegten Schwellenwerte erhalten die Zuständigen eine automatisierte Meldung.
Sind Wetterwarnungen einer bestimmten Stufe angekündigt, tritt beim Wupperverband die Bereitschaft „Hydrologie vom Dienst“ in Aktion. Von diesen Fachleuten wird dann die Entwicklung engmaschig beobachtet und bei Bedarf die Kommunikation mit den Verantwortlichen in den Kommunen und Kreisen gestartet. Die Absprache zwischen den Akteuren des Katastrophenschutzes und dem Wupperverband kann einerseits über den vom Verband speziell hierfür initiierten Videokanal oder auch bei Bedarf telefonisch oder per Mail erfolgen.
Die Bereitschaft „Hydrologie vom Dienst“ gibt ihre Erkenntnisse zur Einschätzung der Situation an den Gewässern und Talsperren an die Verantwortlichen des Katastrophenschutzes weiter. Diese setzen dann die erforderlichen Maßnahmen in ihrer Kommune zum Schutz der Bevölkerung gemäß ihres jeweiligen Alarm- und Einsatzplans um.
Außerdem können alle Verantwortlichen sowie auch Interessierte – wie Bürgerinnen und Bürger – das Hochwasserportal des Wupperverbandes nutzen und sich hier informieren.
https://hochwasserportal.wupperverband.de/
Ergänzend zu den Informationen im Hochwasserportal nutzt der Wupperverband auch Internet / Social Media und die regionale Presse, um über die Entwicklungen bei Regen / Hochwasser zu informieren.
Die Aufgabe des Verbandes ist aber ausdrücklich nicht die Warnung der Bevölkerung, dies obliegt dem Katastrophenschutz.
Der Wupperverband ist Eigentümer von 12 Talsperren und Stauanlagen. Zwei weitere Talsperren (Eschbach- und Neye-Talsperre) betreibt der Verband für die EWR GmbH.
Eine Talsperre (Sengbachtalsperre) betreiben die Stadtwerke Solingen.
Die Talsperren des Wupperverbandes haben mehrere Aufgaben und Funktionen.
Trinkwassertalsperren: Aus der Großen Dhünn-Talsperre, der Kerspe-Talsperre und der Herbringhauser Talsperre stellt der Wupperverband Rohwasser für die Trinkwasserversorgung (Aufbereitung in den Wasserwerken der Wasserversorger) bereit.
Brauchwassertalsperren: Die Brauchwassertalsperren Wupper-Talsperre, Bever-Talsperre, Neye-Talsperre, Lingese-Talsperre und Brucher-Talsperre dienen dem Ausgleich der Wasserführung, d.h. dem Hochwasserschutz unterhalbliegender Gebiete sowie der Niedrigwasseraufhöhung (Wasserabgabe an den Flusslauf unterhalb der Talsperre in Trockenphasen).
Talsperren sind Multifunktions-Anlagen, das heißt, manche Talsperren haben mehrere Aufgaben. Die Große Dhünn-Talsperre zum Beispiel dient neben der Aufgabe, Wasser für die Trinkwasseraufbereitung zu liefern, parallel auch dem Hochwasserschutz und der Niedrigwasseraufhöhung.
Die Gewässer in Mittelgebirgen und Gebirgen, z. B. im Bergischen Land, steigen bei Regen sehr schnell an. Bei Trockenheit hingegen geht ihr Wasserstand sehr stark zurück. Viele kleine Bäche fallen im Sommer auch ganz trocken. Auch “größere” Flüsse wie die Dhünn oder die Wupper würden in bergischen Sommern manchmal trockenfallen oder sehr wenig Wasser führen. Dann wäre ein Großteil des Wassers in den Flüssen das gereinigte Abwasser aus den Kläranlagen. Darunter würde das Ökosystem leiden. Für die Firmen an der Wupper, die auf Flusswasser angewiesen sind, stünde nicht genügend Wasser zur Verfügung.
Damit dies nicht passiert, wurde in den 1980er Jahren z.B. die Wupper-Talsperre gebaut. Sie soll bis zum Frühjahr möglichst viel Wasser speichern und im Sommer und Herbst dann das gespeicherte Wasser so abgeben, dass der Pegel an der Wupper nicht unter einen festgelegten Mindestwert fällt. Das nennt man “Niedrigwasseraufhöhung”. Zum natürlichen Abfluss wird Wasser aus Talsperren dazu gegeben, also das natürliche sommerliche Niedrigwasser “aufgehöht”. Dies ist wichtig für die Lebewesen und Wasserpflanzen im Fluss und auch für die Menschen, die den Fluss nutzen.
Der einzuhaltende Abfluss in der Wupper und die Speicherlinien der Wupper-Talsperre sind von der Bezirksregierung festgelegt und können nicht eigenmächtig verändert werden.
Am Oberlauf der Wupper betreibt der Wupperverband mehrere Brauchwassertalsperren, sie bilden ein Talsperrensystem: Wupper-Talsperre, Bever-Talsperre, Neye-Talsperre (Eigentum EWR GmbH), Brucher- und Lingese-Talsperre. Sie alle tragen zum Hochwasserschutz bei. Die größten Brauchwassertalsperren sind die Wupper-Talsperre und die Bever-Talsperre. Daher spielen sie im Hochwasserschutz eine besonders wichtige Rolle.
Am größten Nebenfluss der Wupper, an der Dhünn, liegt die Große Dhünn-Talsperre. Sie ist die größte Talsperre im gesamten Wuppergebiet und daher ebenfalls ein bedeutender Baustein in der Hochwasservorsorge.
Kleinere Talsperren liegen an Nebengewässern, z. B. die Ronsdorfer Talsperre am Saalbach, die Panzer-Talsperre am Panzerbach. Auch sie haben eine Hochwasserschutzfunktion für den jeweiligen Bach. Allerdings handelt es sich um sehr kleine Talsperren, die entsprechend weniger Volumen für den Hochwasserschutz haben.
Dies richtet sich nach der Jahreszeit und jeweiligen Situation.
Da die Talsperren mehrere Aufgaben haben, wird einerseits freier Stauraum benötigt (für den Hochwasserschutz möglichst leere Talsperre) und andererseits ein Wasservorrat für Trockenphasen vorgehalten (für die Niedrigwasseraufhöhung möglichst volle Talsperre). Diese beiden Aufgaben in Zeiten des Klimawandels in Balance zu bringen, ist die große Herausforderung für die Talsperrenbetreiber.
In den im Bergischen Land oftmals sehr nassen Wintermonaten hält der Wupperverband gemäß behördlicher Genehmigung (wie in der Planfeststellung festgesetzt) viel Stauraum in den Talsperren frei. So kann er bei Regen oder Schneeschmelze große Wassermengen puffern.
In den drei großen und für den Hochwasserschutz maßgeblichen Talsperren sind im Winter im Normalfall an der Wupper-Talsperre 9,9 Mio. m³ Stauraum frei (das sind rund 39 % des gesamten Stauinhalts von 25,6 Mio. m³), an der Bever-Talsperre 5 Mio. m³ (das sind rund 21 % des gesamten Stauinhalts von 23,7 Mio. m³) und an der Großen Dhünn-Talsperre 8,5 Mio. m³ (das sind rund 12 % des gesamten Stauinhalts der Hauptsperre von 72 Mio. m³).
Dieser freie Puffer ist der sogenannte Hochwasserschutzraum.
Nach den regenreichen Wintermonaten wird im Frühjahr dann wieder mehr Wasser in den Talsperren gespeichert.
Allerdings steht auch im Sommerhalbjahr ein Puffer für Niederschläge in den Talsperren zur Verfügung. Aktuell werden vorsorglich zur Speicherung ergiebiger Sommerniederschläge mindestens 2,5 Mio. m³ Stauraum an der Wupper-Talsperre und je 1 Mio. m³ Stauraum an Bever-, Neye- und Große Dhünn-Talsperre freigehalten.
Der freie Stauraum in den Talsperren kann situativ noch vergrößert werden. Dies setzt voraus, dass es belastbare Prognosen gibt, die relevante Niederschlagsmengen vorhersagen. In dem Fall kann durch eine deutlich erhöhte Abgabe aus den Talsperren ca. ein bis drei Tage vor dem Einsetzen des Regens zusätzlicher freier Puffer in den Talsperren geschaffen werden.
Diese so genannte Vorentlastung geht dann einher mit der Information der Kommunen, der Unterlieger der Talsperren sowie der Bevölkerung.
Wie viel Stauraum aktuell in den Talsperren zur Verfügung steht, können Sie im Hochwasserportal ansehen:
https://hochwasserportal.wupperverband.de/Talsperren
Wenn es ergiebig regnet, fließt ein Teil des Wassers oberflächlich ab, und ein Teil versickert. Der Pegelstand in der Wupper bzw. in den Nebenbächen steigt. Auch die Bäche bzw. die Wupper, die mit einer Talsperre gestaut werden, führen dann immer mehr Wasser. Ein Teil dieses Wassers wird in der Talsperre gespeichert. Sie gibt in der Regel weniger Wasser an den Fluss unterhalb ab, als ihr aus den Bächen / aus der Wupper von oberhalb zufließt. Dadurch wird der Pegelstand unterhalb der Talsperre deutlich reduziert.
Während der Regenphase wird also ein Teil des Wassers von oberhalb in der Talsperre zwischengespeichert. So wird die Hochwassergefahr unterhalb der Talsperre verringert.
Aber das gespeicherte Wasser muss später wieder abgegeben werden, damit wieder Platz in der Talsperre für erneute Regenmengen ist.
Deshalb kann es sein, dass auch bei nachlassendem Regen die Wasserführung im Fluss zunächst nicht geringer wird.
Im Hochwasserportal können Sie auch sehen, wieviel Platz noch in den Talsperren zur Verfügung steht und ob in einer Talsperre gerade Wasser gepuffert oder eher abgegeben wird. Wenn Sie unter dem folgenden Link eine Talsperre aufrufen, sehen Sie für die jeweilige Talsperre eine Grafik mit dem Füllstand sowie den Zu- und Abfluss. Liegt z. B. der Zufluss mengenmäßig über den Abfluss, so wird gerade zufließendes Wasser in der Talsperre gepuffert.
Die Talsperren können nur Wasser aus den Bächen oberhalb - also aus ihrem Einzugsgebiet – speichern. Unterhalb der Talsperren münden ebenfalls noch Bäche z. B. in die Wupper. Die Wassermengen aus den unterhalb liegenden Bächen können die Talsperren natürlich nicht aufnehmen. Diese Wassermengen fließen ungepuffert weiter.
Ein rund 236 km² großes Gebiet an der Wupper wird durch Talsperren „abgepuffert“. Das heißt, aus diesem Gebiet können Wassermengen in einer der Talsperren am Oberlauf der Wupper aufgefangen werden. Hierbei handelt es sich um das Gebiet an der oberen Wupper in den Höhenlagen des Bergischen Landes, wo statistisch gesehen die größten Niederschlagsmengen im Wuppergebiet fallen.
An der Großen Dhünn-Talsperre ist es ein 60 km² großes Gebiet, aus dem Wasser in der Großen Dhünn-Talsperre aufgefangen werden kann.
Ein signifikanter Teil des insgesamt 813 km² großen Flusseinzugsgebiets der Wupper – und zwar 517 km² bzw. 64 % - liegt also nicht im Einflussbereich einer Talsperre des Wupperverbandes. Die Wassermengen gelangen dann ohne Rückhalt einer Talsperre ungepuffert in die jeweiligen Gewässer.
Die Abgabe aus der Talsperre orientiert sich daran, welche Abflüsse wahrscheinlich (aus den DWD-Prognosen abgeschätzt) der Talsperre zufließen werden und wieviel Freiraum im Talsperrensystem bereitsteht. Auch die Abschätzung, ob nach dem Ereignis in den Folgetagen noch weiterer Regen angesagt ist, spielt bei der Steuerung der Talsperren eine Rolle, um die bestmögliche Schutzwirkung zu erreichen.
Ein Teil des Wassers, dass bei Regen in die Talsperre fließt, wird in der Talsperre gespeichert. So wird der Flusslauf unterhalb der Talsperre entlastet.
Es muss aber auch weiterhin Wasser aus der Talsperre abgegeben werden, um den vorhandenen Freiraum nicht schon zu Beginn des Regens aufzubrauchen. Würde sofort das komplette Wasser aus den Zuflüssen gespeichert, wäre der freie Puffer schnell ausgeschöpft. Dann könnten spätere größere Zuflussmengen nicht mehr gepuffert und die Pegelstände im Fluss unterhalb der Talsperre nicht mehr reduziert werden.
Hierzu gibt es festgelegte Regeln und Prozesse, wie viel Wasser der Wupperverband jeweils aus der Talsperre abgeben muss. Dies wird von der Talsperrenaufsicht – der Bezirksregierung als Landesbehörde - kontrolliert
Wie viel Wasser aktuell den Talsperren zufließt und wie viel abgegeben wird, können Sie im Hochwasserportal ansehen:
https://hochwasserportal.wupperverband.de/Talsperren
Grundsätzlich muss aus den Talsperren immer eine Mindestabgabe an den Flusslauf unterhalb erfolgen. Die Talsperren sind also niemals ganz „zugedreht“, sondern geben immer Wasser an den Flusslauf ab. Sonst würde der Fluss oder Bach trockenfallen.
Die Sicherheit der Wupperverbands-Talsperren wird kontinuierlich überprüft.
Die Talsperren sind mit einer Hochwasserentlastung (technische Anlage) ausgestattet. Wenn eine Talsperre ihren Vollstau erreicht, ist das komplette Volumen der Talsperre ausgeschöpft. Weitere Wassermengen kann die Talsperre nicht mehr aufnehmen. Alles Wasser, das dann noch in die Talsperre fließt, wird über diese Hochwasserentlastung in den Flusslauf unterhalb der Talsperre abgegeben.
Die Talsperren geben in diesem Fall unter keinen Umständen mehr Wasser ab, als ihnen aus dem Einzugsgebiet zufließt.
Die Hochwasserentlastung dient der Sicherheit des Talsperrenbauwerks. Denn das Wasser fließt geordnet über diese technische Einrichtung ab. So wird vermieden, dass der Staudamm oder die Staumauer unkontrolliert überströmt wird. Die Hochwasserentlastung verhindert also, dass die Staumauer / der Staudamm gefährdet wird. Bauwerke, die unkontrolliert überströmt werden, können ein Sicherheitsrisiko darstellen und z. B. brechen.
Die großen und für den Hochwasserschutz im Wuppergebiet maßgeblichen Talsperren haben in ihrer Betriebszeit nur selten den Überlauf über die Hochwasserentlastung erreicht.
An der Wupper-Talsperre ist dies z. B. in ihrer mehr als 30-jährigen Betriebszeit seit 1987 erst viermal vorgekommen. Das Überlaufen der großen Talsperren ist ein seltenes Ereignis.
Bei dem Extremereignis von Juli 2021 mit Regenmengen, die im Wuppergebiet flächendeckend zwischen 120 und 160 mm in 24 Stunden betrugen, hatten z. B. die Bever- und die Wupper-Talsperre ihren Vollstau erreicht und sind „übergelaufen“, d.h. Wasser aus der Talsperre floss über die Hochwasserentlastung.
Die Große Dhünn-Talsperre hingegen erreichte bei dem Ereignis in 2021 nicht den Vollstau und hat die Regenmengen aus ihrem Gebiet vollständig gepuffert. Dennoch kam es auch an der Dhünn zu einem großen Hochwasser. Dies zeigt, dass das Geschehen am Unterlauf eines Flusses zu einem Großteil auch von den Flächen ohne Talsperren-Puffer beeinflusst wird.
Bei kleineren Talsperren kann es gelegentlich zum Vollstau kommen, da diese Talsperren nur ein geringes Stauvolumen haben. Dies ist jedoch in dem meisten Fällen unkritisch. Die Wassermengen aus den kleineren Talsperren haben meistens nur geringen Einfluss auf die Abflüsse des Gewässers im Unterlauf.
Die Folgen des Klimawandels waren in den letzten Jahren auch im Wuppergebiet bereits deutlich spürbar. Extreme wie Stürme, Starkregen/ Dauerregen, Hitze und Trockenheit nehmen zu. Für unsere Region wird prognostiziert, dass sich auch die Verteilung der Niederschläge im Jahresverlauf noch stärker als in den letzten Jahren verändern wird. Die Wintermonate werden (noch) nasser, die Trockenphasen werden länger und häufiger, Starkregen und Dauerregen werden häufiger auftreten.
Daher werden die Talsperren mit ihren Aufgaben Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung und Rohwasserbereitstellung (Trinkwassertalsperren) umso mehr gebraucht.
Ihre Bewirtschaftung passt der Wupperverband an die sich ändernden klimatischen Bedingungen an. Das Talsperrensystem und sein Einfluss auf die Wassermengensteuerung hat aber auch Grenzen, wie beim Extremhochwasser im Juli 2021 deutlich wurde. Die Dimensionierung der Talsperren erfolgte damals auf anderen Bemessungsgrundlagen und nicht auf Grundlage der uns durch den Klimawandel möglicherweise bevorstehenden Extreme. Daher gilt es, das System bestmöglich auszunutzen, die Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz weiterhin zu intensivieren und mit dem Zukunftsprogramm Hochwasserschutz weiter das beim Extremhochwasser 2021 Gelernte umzusetzen.
Betriebsregeln, die bei Inbetriebnahme der Talsperren vor Jahrzehnten unter den damaligen klimatischen Bedingungen aufgestellt wurden, werden aktualisiert und angepasst. Dies erfolgt in Abstimmung und mit Genehmigung der jeweils zuständigen Talsperrenaufsicht, der Bezirksregierung.
Die Talsperren sollen künftig flexibler bewirtschaftet werden. Dies wurde mit dem Sommerretentionsraum in Talsperren sowie der angepassten Abgabe aus der Wupper-Talsperre und der Großen Dhünn-Talsperre bereits in der Praxis angewandt und mit einem Monitoring begleitet. Diese Strategien sollen nach der dafür erforderlichen Änderung der Planfeststellung für die Talsperren dann dauerhaft in flexiblere Betriebsregeln münden.
Diese Flexibilisierung ist notwendig, um in der Talsperrensteuerung noch besser für Extreme gerüstet zu sein.
Die Talsperrenbewirtschaftung ist ein Handlungsfeld im Zukunftsprogramm Hochwasserschutz:
https://www.wupperverband.de/unsere-aufgaben/hochwassermanagement/zukunftsprogramm-hochwasserschutz/talsperrenbewirtschaftung