Klimafolgen abfedern und Gewässer entwickeln

Fachleute diskutierten über Auswirkungen des Klimawandels und Gewässerentwicklung

Pressemitteilung des Wupperverbandes und der Bezirksregierung Düsseldorf vom 12.05.2022

Der Wupperverband und die Bezirksregierung Düsseldorf begrüßten am 11. Mai rund 180 Fachleute zur Information und Diskussion beim jährlichen Symposium Flussgebietsmanagement / Gebietsforum Wupper in Wuppertal.
Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildeten die Themen Auswirkungen des Klimawandels und Entwicklung der Wupper und ihrer Nebengewässer.
Mehrere lokale Starkregenereignisse im Wuppergebiet, Stürme, drei Jahre in Folge mit außergewöhnlichen Trockenphasen 2018 bis 2020 und das flächendeckende extreme Hochwasser im Juli 2021 machen deutlich, dass eine Anpassung an die Folgen der Klimaveränderungen auf allen Ebenen vorangetrieben werden muss. Dies umfasst Aktivitäten bei allen Akteuren, von Behörden über Kommunen, Wasserwirtschaft bis hin zu allen Teilen der Gesellschaft, Firmen sowie Bürgerinnen und Bürgern.

Die Bezirksregierung Düsseldorf unterstützt das nordrhein-westfälische Umweltministerium bei der Umsetzung des Arbeitsplans „Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels“. Der Arbeitsplan soll eine Orientierung für die weiteren Aktivitäten der Wasserwirtschaft zur Verbesserung des Hochwasserschutzes in Zeiten des Klimawandels bieten. Er ist auch eine Einladung an die Akteure innerhalb und außerhalb der Wasserwirtschaft, die Diskussionen um die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen fortzusetzen. Der Arbeitsplan fokussiert dabei auf insgesamt zehn ausgewählte für eine erfolgreiche Anpassung an den Klimawandel zentrale Themen:

  1. Hochwasserinformationen und -vorhersage im Hochwasserfall
  2. Hochwasserinformations- und meldedienst 
  3. Hochwasserrisikomanagementplanung
  4. Verbesserung des Hochwasserschutzes vor Ort
  5. Anpassung der Festsetzung von Überschwemmungsgebieten (ÜSG) in Anbetracht des Klimawandels
  6. Überprüfung/Weiterentwicklung des Talsperren-Managements und der Sicherheit von Talsperren
  7. Resilienz von Kommunen bei lokalen Starkregenereignissen und Hochwasser
  8. Zusammenarbeit von Raumplanung, Stadtentwicklung und Wasserwirtschaft beim Thema Hochwasserschutz in den Fokus nehmen
  9. Selbsthilfefähigkeit und das Risikobewusstsein stärken
  10. Hochwasserschutzbeirat

Zur Umsetzung des Arbeitsplans sind im Jahr 2022 35 Mio. Euro vorgesehen. In den Folgejahren werden eine weitere umfangreiche Finanzausstattung und zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforderlich sein.

Wupper in Wipperfürth Hämmern
Wupper in Wipperfürth Hämmern

Zukunftsprogramm Hochwasserschutz des Wupperverbandes

Der Wupperverband setzt Wasserwirtschaft von der Quelle bis zur Mündung im gesamten Einzugsgebiet der Wupper um, vom Talsperrenbetrieb über Gewässerunterhaltung und -entwicklung bis hin zur Abwasserreinigung und weiteren Aufgabenbereichen.
Der Verband hat als Fortschreibung und Weiterentwicklung seiner Aktivitäten in der Hochwasservorsorge eine umfassende Programmatik aufgestellt, das Zukunftsprogramm Hochwasserschutz: https://www.wupperverband.de/zukunftsprogramm-hochwasserschutz
Im Rahmen dieser Agenda bearbeitet er neben der Optimierung der Hochwasservorsorge für seinen Aufgabenbereich auch andere Klimafolgen, z. B. die Auswirkungen von häufigeren und lang anhaltenden Trockenphasen.
Das Programm umfasst neben der Phase 0 mit eingehender Analyse 6 Handlungsfelder mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen: technischen Hochwasserschutz verbessern, "grünen" Hochwasserschutz verbessern, u.a. durch Renaturierung und Auenretention, Bewirtschaftung der Talsperren anpassen, wasserwirtschaftliche Datengrundlage verbessern, Melde- und Informationswesen verbessern und die Schadensbeseitigung vollenden.

Klimafolgenanpassung in Kommunen und bei Eigentümern

Was Klimaveränderung für eine Kommune bedeutet und welche Maßnahmen getroffen werden, stellte die Stadt Leichlingen vor. Leichlingen will zur Schwammstadt werden und dadurch Regenwasser für Trockenphasen speichern sowie Überflutungen vorbeugen.  
Angesichts häufigerer Extremereignisse gewinnt die Eigenvorsorge der Bürgerinnen und Bürger immer mehr an Bedeutung. Für Haus- und Grundstückseigentümer bietet z. B. das Hochwasserkompetenz-Centrum e.V. den Hochwasserpass an: https://www.hochwasser-pass.com/
Der Hochwasserpass unterstützt bei der Standortanalyse und Bewertung von Immobilien in Sachen Starkregen und Hochwasser, und man bekommt Empfehlungen zur Eigenvorsorge.

Gewässer naturnah entwickeln

Beim zweiten Schwerpunktthema richtete sich der Blick auf die Gewässerentwicklung und die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL). Die Flüsse und Bäche sollen bis 2027 den "guten Zustand" erreichen. Dazu gehören neben der Wasserqualität auch die Natürlichkeit der Flussläufe sowie das Vorkommen von Fischen, Kleinlebewesen, Algen und Pflanzen.

Im letzten Jahr wurde das Maßnahmenprogramm „Wupper“ für die kommenden sechs Jahre (2022 bis 2027) von der Bezirksregierung Düsseldorf, in Zusammenarbeit mit den wasserwirtschaftlichen Akteuren des Wuppereinzugsgebietes, erarbeitet. Das Maßnahmenprogramm "Wupper" ist ein Handlungskonzept für die naturnahe Entwicklung der Wupper und ihrer Nebengewässer und wird seit 2010 alle 6 Jahre fortgeschrieben. Die Ausweisung der Wupper als Lachslaichgewässer ist ein "ökologischer Ritterschlag", stellt jedoch für den Wupperverband eine enorme Herausforderung dar, angesichts der hohen Ansprüche an die Gewässerentwicklung und Wasserqualität eines Lachslaichgewässers. 

Der Wupperverband hat im Wuppergebiet bereits gute Fortschritte erzielt. Von insgesamt mehr als 1.200 Einzelmaßnahmen zur Gewässerentwicklung und Umsetzung der EU-WRRL hat er bereits rund 500 umgesetzt, das entspricht 41 Prozent. Sein aktuelles Maßnahmenpaket für den Zeitraum 2018 bis 2030 umfasst Investitionen in Höhe von rund 14 Mio. Euro.

Durch das Hochwasser 2021 lag und liegt auch derzeit der Schwerpunkt für den Gewässerbetrieb des Verbandes auf der Schadensbeseitigung. Von den bis dato rund 1.000 unterschiedlich aufwändigen Schadensmeldungen an Gewässern seit dem 14.7.21 im gesamten Wuppergebiet – davon sind rund 800 mit einer Priorität versehen - sind bereits 450 bearbeitet. Derzeit sind bei den 22 gewerblichen Mitarbeitenden des Gewässerbetriebs etwa 200 Maßnahmen in Planung bzw. in Bearbeitung.

Die Fertigstellung des 2021 begonnenen Wupper-Projektes im Bereich des Bayerwerks bis zum Zoo in Kooperation mit der Stadt Wuppertal und Bayer ist für das kommende Jahr vorgesehen. Ab April 2022 startete die Fortsetzung der Renaturierung im Bereich des ehemaligen Löwenteichs am Heintjesmühlenbach in Wermelskirchen im Auftrag der Technischen Betriebe Remscheid.
Weitere Planungen laufen für Projekte in Leichlingen, Solingen, Wuppertal, Wipperfürth und Marienheide.

Der Wupperverband hat schon zahlreiche Bäche und Flussabschnitte naturnah gestaltet. Auch sind die Gewässer an vielen Stellen wieder für Fische und Kleinstlebewesen durchgängig, wie z. B. am Fischaufstieg auf dem Firmengelände Erfurt, der im letzten Jahr erneuert wurde.

Wupper in Wuppertal-Laaken
Wupper in Wuppertal-Laaken

Synergien von Hochwasservorsorge und Gewässerschutz

Bei der Umsetzung der EU-WRRL auf Firmenstandorten zeigten sich am 14.07.21 die positiven Auswirkungen von Renaturierungen und Gewässeraufweitungen auch auf den Hochwasserschutz: Die Firma Völkel am Morsbach in Remscheid blieb trocken und das Familienunternehmen Vorwerk an der Wupper in Wuppertal hatte deutlich geringere Schäden zu verzeichnen. Im Zukunftsprogramm Hochwasserschutz sind Gewässerentwicklung und Hochwasservorsorge im Handlungsfeld "grüner Hochwasserschutz" verzahnt. Der Wupperverband verbreitert Flussläufe, baut Stauanlagen zurück, reaktiviert Auen. So bekommen die Gewässer mehr Raum und Strukturvielfalt. Dies kommt der Ökologie und allen Lebewesen zugute und schafft mehr Platz, um bei erhöhten Pegelständen den Wasserspiegel zu senken.
Auch im Bereich Wuppertal-Kohlfurth soll die Wupper wieder mehr Raum bekommen, naturnah gestaltet und aufgeweitet werden.

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