Wupperverband stellt Zukunftsprogramm Hochwasserschutz vor
Analyse und Handlungsfelder für Hochwasservorsorge und Klimafolgenanpassung
Pressemitteilung vom 22.02.2022
Das zweite Halbjahr 2021 stand im Zeichen des Extrem-Ereignisses, das am 14. und 15. Juli zum Hochwasser mit massiven Schäden im Wuppergebiet führte. Dieses Ereignis arbeitet der Wupperverband umfassend auf und hat ein Zukunftsprogramm Hochwasserschutz aufgestellt. Verbandsratsvorsitzende Claudia Fischer, Vorstand Georg Wulf und Geschäftsbereichsleiter Technik & Flussgebietsmanagement Thomas Klein stellten diese Agenda und weitere Themen beim Jahrespressegespräch am 22. Februar vor.
Das Zukunftsprogramm bezieht neben der Hochwasservorsorge auch die Anpassung an andere Auswirkungen des Klimawandels, z. B. häufigere und länger andauernde Trockenphasen, mit ein.
Der Wupperverband hat die vielfältigen Projekte und Themen in eine übergreifende Programmatik für sein Flussgebietsmanagement überführt. Das Zukunftsprogramm Hochwasserschutz bildet den Kern seiner Arbeit in den kommenden Jahren. Es umfasst neben der Phase 0 mit eingehender Analyse 6 Handlungsfelder mit kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen.
In der Phase 0 wird das Extrem-Ereignis sowohl vom Wupperverband selbst als auch insbesondere durch ein unabhängiges wissenschaftliches Gutachten der RWTH Aachen aufgearbeitet, das der Verbandsrat als Aufsichtsgremium des Wupperverbandes beauftragt hat.
Darüber hinaus hat der Wupperverband bereits Hotspots im Wuppergebiet analysiert. Dies bildet die Grundlage, gemeinsam mit den Kommunen Schutzmöglichkeiten zu prüfen und zu erarbeiten.
Das Handlungsfeld 1 „Verbesserung des technischen Hochwasserschutzes“ umfasst bauliche Maßnahmen, z. B. Hochwasserrückhaltebecken neu bauen, wie z. B. das Becken Bornberg in Wuppertal, oder vorhandene modernisieren, Abwasseranlagen, z. B. Kläranlagen und Pumpwerke, hochwassersicherer zu gestalten oder Ufermauern, Gewässerverrohrungen oder Deiche zu sanieren oder zu errichten.
Das Handlungsfeld 2 „Verbesserung des grünen Hochwasserschutzes“ beinhaltet, Flussläufe zu renaturieren, Auen zu aktivieren, Retentionsräume zu schaffen und auch Wehre zu entfernen, um Rückstau zu beheben.
Im Handlungsfeld 3 wird der Blick auf die Talsperren gerichtet. Der Wupperverband entwickelt einen Entlastungsplan mit Kommunikationswegen für den Fall, dass größere Abgaben aus den Talsperren an den Unterlauf der Gewässer erfolgen müssen.
Für den Sommer 2022 stimmt der Verband derzeit eine kurzfristige Bewirtschaftungsstrategie mit Behörden und Mitgliedern ab. Angedacht ist, dass in den großen Talsperren am Oberlauf der Wupper 4,5 Mio. m³ Stauraum freigehalten werden, um Regenmengen zu puffern. Dies soll mit einer etwas geringeren Wasserabgabe aus der Wupper-Talsperre an die Wupper in den Sommermonaten einhergehen.
In der Talsperrenbewirtschaftung ist der Hochwasserschutz ein Aspekt, gleichzeitig sind hier die Aufgaben Niedrigwasseraufhöhung in Trockenphasen sowie bei den Trinkwassertalsperren die Rohwasserbereitstellung umzusetzen. Um diese zum Teil gegenläufigen Ziele miteinander zu vereinbaren, wird der Wupperverband in Abstimmung mit Behörden und Mitgliedern eine neue Bewirtschaftungsstrategie der Talsperren mit angepassten, dynamischeren Betriebsregeln entwickeln.
Im Handlungsfeld 4 geht es um die Optimierung der wasserwirtschaftlichen Messdaten und Modell-Entwicklung. Dies umfasst unter anderem, die Verfügbarkeit von Meldepegeln zu verbessern und das Messnetz zu erweitern, z. B. in Kooperation mit Dritten. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wollen die beteiligten Partner das Städtedreieck Wuppertal, Solingen Remscheid zur Modellregion entwickeln und ein Hochwasserwarnsystem 4.0 erarbeiten.
Das Handlungsfeld 5 widmet sich der Verbesserung der Information, Kommunikation und Meldeketten.
Zentrale Bausteine sind hier die verbesserte Kommunikation durch Direktverbindung, z. B. zur Feuerwehrleitstelle Wuppertal („rotes Telefon“), und einen Videokanal für den Ereignisfall. So können sich die Krisenstäbe der Kommunen direkt mit der Bereitschaft des Wupperverbandes verbinden und die Lage besprechen.
Auch Informationsveranstaltungen mit Feuerwehren und Kommunen wurden durchgeführt und Meldeschwellen zur Wasserabgabe aus den Talsperren festgelegt, die die Akteure automatisiert erhalten.
Das Handlungsfeld 6 umfasst die Schadensbehebung an Gewässern und Anlagen des Wupperverbandes. So hat der Wupperverband bereits die Reinigung der vom Ölalarm betroffenen Bereiche der Wasserfläche und des Ufers an der Wupper-Talsperre abgeschlossen. Von den rund 880 Schadensmeldungen an Gewässern in 2021 sind bereits rund 330 bearbeitet.
Die Anpassung an den Klimawandel ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Dazu leistet der Wupperverband seinen Beitrag und will Impulse setzen, um das Wassermanagement gemeinsam mit den anderen Beteiligten an die Veränderungen anzupassen.
Das Zukunftsprogramm Hochwasserschutz sowie weitere Informationen sind unter www.wupperverband.de zu finden.
Flussgebietsmanagement: Projekte an Abwasseranlagen, Talsperren und Gewässern
Im Rahmen seines Flussgebietsmanagements treibt der Wupperverband außerdem weitere wichtige Projekte voran und setzt Maßnahmen um.
Die Sanierung der Staumauer-Luftseite an der Kerspe-Talsperre ist gut vorangegangen. Bereiche der Mauer und des Tosbeckens sind bereits fertiggestellt. Das Projekt soll im Herbst 2022 fertig gestellt werden.
An der Wupper-Talsperre installiert der Verband derzeit eine zweite Wasserkraftanlage und fördert so die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie. Die Inbetriebnahme soll im Frühjahr 2022 erfolgen.
Im Bereich Gewässerentwicklung hat der Wupperverband gemeinsam mit der Stadt und Bayer ein großes Projekt im Wupperabschnitt vom Werksgelände bis zum Wuppertaler Zoo begonnen. Dieses wird nach dem Hochwasser in 2022 fortgesetzt.
Der Klärschlammverwertung Buchenhofen GmbH sind in 2021 weitere Partner beigetreten. Die GmbH bringt nun die Planungen für eine neue Klärschlammverbrennungsanlage am Standort der bereits vorhandenen Anlage in Buchenhofen auf den Weg. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlage betreibt der Wupperverband seine Bestandsanlage weiter und setzt für die Restlaufzeit erforderliche Instandhaltungsarbeiten um.
Im Januar startete die Sanierung eines 5 Kilometer langen Abschnitts des Wuppersammlers zwischen Solingen und Leichlingen.